Archiv des Kölner Architekturmagazins. 2000 - 2021.

Ein Stück Stadt entsteht

Die Entwicklung des Clouth-Quartiers geht in die nächste Phase

„Jeden Tag zehn neue Wohnungen bauen“…lautet die Devise der Stadt Köln bis zum Jahr 2015. Denn nach wie vor ist die Nachfrage nach Wohnraum groß. Wettbewerbe sollen helfen, innovative und zukunftsfähige Lösungen zu erhalten. Dies gilt besonders dann, wenn innerstädtische Brachflächen zu neuen Wohnquartieren umgenutzt werden sollen. Eines dieser großen Kölner Wohnungsbauprojekte ist die Bebauung des ehemaligen Clouth-Geländes in Köln Nippes, das derzeit auf seine abschließende Realisierung wartet.

Auf dem ehemaligen Werksgelände der Gummiwarenfabrik Franz Clouth von 1867 wurde im April 2004 ein einphasiges, begrenzt offenes und anonymes Wettbewerbsverfahren durchgeführt. Nach dem Ratsbeschluss vom April 2005 wurde der damals zweitplazierte Entwurf der Dortmunder Büros scheuvens + wachten und Gerber Architekten in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt Köln weiterentwickelt. Nun sollen die Pläne umgesetzt werden.

Gegenüber dem ersten Preis, der an das Frankfurter Büro Meurer Architekten + Stadtplaner ging, weißt das zweitplazierte Konzept eine höhere Bestandsorientierung auf. „Der Entwurf berücksichtigt in angemessener Weise die denkmalpflegerischen Belange“, so das Juryurteil von 2004. Insgesamt überzeugte die Arbeit durch ihr klares städtebauliches Konzept, den behutsamen Umgang mit dem Bestand sowie einer gelungenen Anbindung des bestehenden Parks.

Nach der Formulierung des rechtsverbindlichen Bebauungsplans und dessen Offenlegung mit Bürgerinformationen im Herbst diesen Jahres, wird das Gebiet in einem Gesamtpaket verkauft und vom Erwerber weiterentwickelt. Um die architektonische Qualität auch zukünftig zu sichern, sollen sowohl die Stadt Köln als auch das Büro scheuvens + wachten während der Entwicklungszeit als Berater am Verfahren beteiligt werden.

Alt und Neu in spannungsvoller Beziehung

Im Vordergrund des Entwurfsgedankens steht die Idee, die Prägungen des Standortes als Basis für eine neue Entwicklung aufzugreifen. „Die angrenzende gründerzeitliche Baustruktur mit ihrer klaren Definition öffentlicher und privater Räume wird zum Motiv“, so ein Auszug aus dem städtebaulichen Rahmenkonzept. Auch bewertete die Jury den Anspruch als positiv, die denkmalpflegerischen Belange des Areals zu erhalten und die zentrale Fabrikhalle umzunutzen, und würdigte die Vielfalt der Nutzungsoptionen für die Halle am Quartiersplatz besonders im Hinblick auf die identitätsstiftende Rolle des industriellen Relikts.

Eine hofähnliche Struktur aus drei bis fünfgeschossigen Solitären schließt die Kante zum Johannes-Giesberts-Park, der so in die Wohnstruktur mit einbezogen wird und einen Übergang zwischen den beiden städtischen Teilräumen schafft. Variable Blockstrukturen mit Geschosswohnungsbau, verdichtete Einfamilienhaustypologien und die Mischung aus drei bis viergeschossigen Wohnbauten und gestapelten Reihenhäusern soll die Grundlage zu vielfältigen Wohnformen schaffen.

Der öffentliche Raum als Grundgerüst der Entwicklung

Voraussetzung einer abschnittsweisen Realisierbarkeit des Quartiers sind sowohl städtebaulich, als auch architektonisch unterschiedlich ausgeformte Felder und voneinander unabhängig entwickelbare Bauabschnitte zu ermöglichen. Der modulare Aufbau des gesamten Quartiers und der einzelnen städtischen Blöcke soll vor allem diese Flexibilität bringen und „dabei robust genug sein, um unterschiedliche Formen des Wohnens und verschiedene ‚Handschriften‘ realisieren zu können“, so das städtebauliche Rahmenkonzept, ohne dass dadurch die Struktur des gesamten Areals in Frage gestellt wird. Im Entwurf definiert werden Bebauungsstrukturen, sozusagen als Gebietsgrammatik, die klare Kanten zum öffentlichen Raum ausbilden und die Erschließungsstraßen und den Quartiersplatz als qualitätsvolle, städtische Räume erfahrbar werden lassen.

Das gesamte Wettbewerbsgebiet umfasst ca. 25 Hektar und gliedert sich in unterschiedliche Bereiche: das ehemalige Fabrikgelände, das Baufeld an der Xantener Straße und der Johannes-Giesberts-Park, die zu einem hochwertigen, eigenständigen Wohngebiet mit ergänzender, nicht störender gewerblicher Nutzung entwickelt werden sollen. Für die notwendige Verdichtung sind rund 75 % der Fläche für Wohnen und 25 % der Fläche, insbesondere im Bereich der denkmalgeschützten und erhaltenswerten Aufbauten, für Gewerbe vorgesehen.

Barbara Schlei

Redaktion

Broschüre „Städtebauliche Rahmenplanung zur Entwicklung des Stadtquartiers Clouth in Köln Nippes“ (PDF-Format)

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